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"Es waren schöne glänzende Zeiten ... " Die Renaissance-Rezeption in der Frühomantik

Literaturmuseum Romantikerhaus: Ausstellung zum Themenjahr "Jena 2015. Romantik. Licht. Unendlichkeit."

„Es waren schöne glänzende Zeiten... “ Die Renaissance-Rezeption in der Frühomantik ©Romantikerhaus Jena

Das frühromantische Kunstverständnis wurde auf entscheidende Weise durch die Beschäftigung der Romantiker mit der Renaissancekunst geprägt. Künstler wie Raffael oder Albrecht Dürer wurden Vorbilder auf dem Weg zu einem neuen frühromantischen Kunstideal. Die Ausstellung will mit ausgewählten Kunstwerken die Rezeption der Renaissancekunst durch die romantischen Autoren und den daraus resultierenden Einfluss auf das Kunstverständnis ihrer Zeit und die Anfänge der modernen Kunstgeschichte einem breiten Publikum verdeutlichen. Ein zweites Kapitel bilden die Eindrücke der Künstlerwanderungen im Frankenland, die literarischen Ausdruck als Kunstbetrachtungen fanden und die drei Wachstumsetappen des frühromantischen Kunstverständnisses darstellen: Göttingen, Franken, Dresden.

Novalis’ Aufsatz "Die Christenheit oder Europa" hat schon die Zeitgenossen polarisiert. Er enthält – so die Kritiker – eine unzulässige Verklärung des Mittelalters, die in einer reaktionären Fortschritts- und Denkfeindlichkeit zu münden scheint. Doch Novalis beschreibt hier nicht so sehr eine historische Wirklichkeit als vielmehr eine utopische Möglichkeit; und in den "schönen glänzenden Zeiten" wird der aufmerksame Leser nicht das Zeitalter Karls des Großen und nur bedingt das Zeitalter Friedrich Barbarossas erkennen – was Novalis hier in den hellsten Farben darstellt, ist die Epoche der europäischen Renaissance. Und obwohl man in den Schriften von Wackenroder und Tieck, der Brüder Schlegel oder Novalis den Begriff "Renaissance" selbst nicht finden wird, da er sich – obwohl historisch – erst wieder in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts etabliert, ist das Zeitalter der Renaissance doch die Basis und der Ausgangspunkt der romantischen Literaturtheorie.

Die Renaissance ist den Romantikern das, was den Klassizisten das griechische Altertum ist: Sie ist Folie, unerreichbares Vorbild, Sehnsuchtsziel und Ausgangspunkt der eigenen Epoche. Die Renaissance ist für die Romantiker Teil eines gesamteuropäischen Phänomens: Die sogenannte "ältere Moderne" umfasst für sie nicht nur die italienische, sondern auch die moderne deutsche, holländische, spanische oder englische Kunst und Literatur bis in das Mittelalter hinein. Die kritische Auseinandersetzung mit den Künstlern Raffael, Michelangelo und Dürer und den Dichtern Dante, Shakespeare und Cervantes wird zur Geburtsstunde des romantischen Geistes.

Sich selbst sehen die Romantiker als die Erben und Fortsetzer dieser "älteren Moderne". Indem August Wilhelm Schlegel seine Theorie romantischer Lyrik aus Petrarca entwickelt oder Friedrich Schlegel die moderne Novelle direkt aus den Erzählungen von Boccaccio herleitet, wird damit eine ungebrochene Traditionslinie von der Renaissance bis zu den Frühromantikern impliziert. "Da suche und finde ich das Romantische", schreibt Friedrich Schlegel in seinem "Gespräch über die Poesie", "bei den ältern Modernen, bei Shakespeare, Cervantes, in der italienischen Poesie, in jenem Zeitalter der Ritter, der Liebe und der Märchen, aus welchem die Sache und das Wort selbst herstammt." Der Kern der Renaissance ist also – mit einem Wort – romantisch.

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